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Phishing-Mails sind wie Sicherheitslücken in veralteter Software: Sie tauchen regelmäßig auf, sind eigentlich bekannt – und trotzdem klicken immer noch Leute drauf. Wer denkt, Spam sei zufällig verteilt, unterschätzt die Effizienz moderner Cybercrime-Abteilungen. Die arbeiten mit Kalender, Trendradar und erstaunlich viel Marketingverständnis.

Weihnachten = Paketzeit = Phishing-Zeit

Alle Jahre wieder: Es ist November, die ersten Lebkuchen im Supermarkt sind halb leergefuttert, und plötzlich kommt eine E-Mail:

"Ihr Paket konnte nicht zugestellt werden. Jetzt hier klicken!"

Klar. Wer bestellt heutzutage nicht irgendwas online? Genau darauf bauen die Fake-DHLs und Pseudo-Hermes dieser Welt. Die Mail sieht täuschend echt aus, das Tracking wirkt plausibel – und zack, landet man auf einer Seite, die aussieht wie DHL, aber in Wahrheit nur eins will: Zugangsdaten, Zahlungsinfos oder gleich die ganze Identität.


Sommerzeit = Reisezeit = Stornoalarm

Kaum wird's wärmer, zieht es die Menschen in den Urlaub – und die Cyberkriminellen gleich mit. Reisephishing ist wie eine günstige Pauschalreise für Betrügerinnen und Betrüger:

  • Angebliche Buchungsbestätigungen von "Booking.com"
  • Fake-Stornos von "Lufthansa" mit Rückerstattung
  • Oder "TUI" braucht dringend nochmal Ihre Zahlungsdaten (natürlich nur zu Ihrer Sicherheit)

Der Klassiker: Panik erzeugen, dass eine Reise nicht stattfindet – und dann mit einem Link die Falle zuschnappen lassen.


Steuerzeit = Konto-Phishing-Saison

Frühling oder Jahresende? Heißt für viele: Steuererklärung, Buchhaltung, zu viele Zahlen auf zu wenig Kaffee. Auch für Angreiferinnen und Angreifer ein Fest:

  • "Ihr Elster-Zugang wurde deaktiviert."
  • "Rückerstattung verfügbar – bitte IBAN bestätigen."
  • "PayPal-Sicherheitsteam hat ungewöhnliche Aktivitäten festgestellt."

Stimmt natürlich meistens alles nicht. Aber vor allem in der Hektik klickt man dann doch mal schnell – und schon ist man drin im Theaterstück namens "Identitätsdiebstahl".


Bonus-Feature: Echtzeit-Reaktion auf Nachrichtenlage

Und als wär das alles nicht genug, sind viele Phishing-Kampagnen auch noch topaktuell:

  • Pandemie? Hier kommt die Fake-Mail vom "Gesundheitsamt".
  • Ukrainekrieg? Jetzt spenden Sie bitte an ein dubioses Bitcoin-Wallet.
  • LinkedIn-Datenleck? "Bitte Passwort zurücksetzen – aber über diesen tollen Link."

Man fragt sich fast: Haben die das selbe Redaktionsteam wie die Tagesschau oder das vom ORF?

Was kann man also tun? Außer hoffen?

Ganz einfach – erst denken, dann klicken. Hier die üblichen goldene Regeln für den Alltag im Maildschungel:

  • Misstrauen Sie Mails mit Zeitdruck. Wenn eine Mail "dringend" ist, ist sie meistens Quatsch.
  • Klicken Sie nicht auf Links, die Sie nicht erwartet haben – egal wie seriös das Logo aussieht.
  • Besuchen Sie Anbieter-Websites direkt, statt auf Links in Mails zu vertrauen.
  • Sprechen Sie drüber. Keine Scham, wenn was komisch ist – lieber einmal zu oft gefragt.

Also merken: Phishing ist kein Zufall. Es ist Saisonarbeit mit ausgefuchster Marketingabteilung. Mit ziemlich finsteren Zielen.


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